Als wir das Foto von Hannah im Internet entdeckten, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie sich noch in Rumänien aufhält. Wir wollten einen neuen Hund und haben "mal so geschaut". Ich
habe mich sofort in Hannah verliebt. Speziell in ihre Augen. Egal, welche Hundebilder mein Mann mir präsentierte, ich wollte nur noch Hannah oder gar keinen Hund. Dabei war überhaupt nicht klar, ob
Hannah nicht schon längst vermittelt war. Das Foto-Einstell-Datum lag nämlich schon längere Zeit zurück. Seltsamerweise zweifelte ich überhaupt nicht daran, dass Hannah früher oder später zu uns
kommt und alles nur eine Frage der Zeit ist. So, als hätte sie wirklich nur auf uns gewartet und wir auf sie. Dann ging alles recht schnell. Es wurde Kontakt aufgenommen, wir dachten Hannah sei
irgendwo in Deutschland, in einer Tiervermittlung. Wir hatten uns vorher noch nie intensiv mit dem Thema -Hunde in Rumänien- beschäftigt. Wir wollten Hannah also besuchen. Und es dauerte eine Weile,
bis wir begriffen, dass sie sich noch in Bukarest bei Cora befindet. Da machten wir uns ernsthaft Sorgen, ob sie wirklich das Land verlassen darf und wie sie bloß die lange Reise überstehen soll. Die
ganzen Formalitäten und Ein- und Ausreisemodalitäten und die schlimmen Geschichten, die wir nun überall hörten und lasen. In Sarah haben wir jederzeit eine sehr geduldige und herzliche
Ansprechpartnerin gefunden. Sie hat uns alles sehr ausführlich erklärt und unsere Bedenken zerstreut. Von Anfang an hatten wir Vertrauen, dass zu keinen Zeitpunkt enttäuscht wurde. Es sollte noch
einige Zeit vergehen. Wir bekamen eine Fragebogen mit vielen Fragen, die wir beantworten sollten. Wir bekamen den Eindruck, die Hunde sollen zwar vermittelt werden, aber nicht an "jedermann". Das ist
ok und diese Selbstauskunft fanden wir dementsprechend absolut angemessen und dem Tier gerecht. Danach sollte eine Mitarbeiterin vom regionalen Tierschutz uns besuchen, um zu schauen, wie wir so
leben und ob es Hannah gut gehen würde bei uns. Auch ok, ….
Nun kam endlich der Adoptionsvertrag! Noch immer hatten wir Sorge, dass Hannah im letzten Moment nicht reisen darf oder von den Hundefängern gekidnappt wird. Doch dann ging alles sehr schnell. Nun
waren wir ständig im Kontakt mit Sarah, den genauen Ort und Zeitpunkt von Hannas Ankunft hat sie uns später beizeiten mitgeteilt. Es sollte ein Wochenende sein, eventuell auch nachts, aber das war
uns egal. Hannah kommt schließlich nur einmal an! Meinetwegen also auch nachts! Es war ein wunderschöner Frühlingstag, vormittags, und der Treffpunkt war auf einen großem Parkplatz, auf dem schon
einige Leute warteten, der Transport war fast auf die Minute pünktlich. Wir erkannten den Transportwagen sofort. Alle gingen hin. Der Fahrer stieg aus, grüßte und öffnete die Heckklappe. Hannah saß
vorn im Käfig, wir sahen und erkannten sie sofort. Ich rief ihren Namen und sie sah mich sofort und freudig an. Freudentränen flossen. Endlich war sie da! Nach so langer Reise! Wir leinten sie sofort
an, doppelt. Sie war aufgeregt und sehr freudig und aufgeschlossen. Sie hatte großen Durst, soviel, dass wir ihr auch noch unser "Unterwegs-Wasser" gaben. Wir ließen sie etwas abseits vom Parkplatz
an der Leine laufen, alles beschnuppern und puschen. Alles ganz geduldig. Dann wollte sie zurück zum Transport, wir ließen sie, immer an der Leine. Als der Abschied kam, war sie sehr irritiert,
plötzlich war der Transportwagen und alle anderen Hunde weg. Sie wollte nicht zu meinem Mann, war sehr auf mich fokussiert. Von Anfang an, ließen wir ihr viel Zeit und waren geduldig, wer weiß,
welche Erfahrungen sie so gemacht hatte... Hannah wollte nicht ins Auto. Da standen wir nun, ganz allein auf dem Parkplatz, mit Hannah, und sie will nicht ins Auto, sondern schaut nach dem Transport.
Arme Hannah. Ich krabbelte auf die Rückbank des Autos und lockte sie mit hoher Stimme und Leckerli, dann kam sie und wollte komplett auf meinen Schoß. Sie ist nicht gerade ein Leichtgewicht. Aber sie
war im Auto. Und ab gings nach Hause.
Fahrt nach Hause ging recht gut. Hannah gewöhnte sich schnell an uns und war ganz lieb im Auto. Ich hatte den Eindruck, sie wollte einfach nur "ankommen", nach der langen Reise und in ihrem
Hundeleben sowieso. Zu Hause also angekommen, war nochmal große Aufregung. Alles wurde ausführlich beschnuppert, begutachtet und beobachtet. Einschließlich der Oma. Die anderen Mitbewohner (Hühner)
beäugten Hannah anfangs misstrauisch. Katze Heidi war bockig wegen des neuen Familienmitglieds. Beleidigt und eifersüchtig ging sie erstmal ihre eigenen Wege. Hannah hatte damit keine Probleme, im
Gegenteil, ständig wurde Heidi von ihr zum Spielen aufgefordert, was jedoch jedesmal mit einem Fauchen quittiert wurde. Den ersten Tag ließen wir Hannah in Ruhe. Wir saßen mit ihr im Garten und
ließen sie alles erkunden, gaben ihr Futter und zeigten ihr ihren Schlafplatz. Wir entschlossen uns anders als geplant, sie im Haus schlafen zu lassen, damit sie möglichst nah bei uns ist. Mein Mann
hatte sich ein paar Tage frei nehmen können und widmete seine ganze Zeit fast nur Hannah. Er beschäftigte sich sehr viel mit Hannuschka, sie hat in diesen ersten Tagen viel gelernt. Als erstes
Vertrauen. Er wurde die Bezugsperson und das Rudeloberhaupt. Ich musste akzeptieren, dass ich "nur noch" Nr. 2 bin. Nach ein paar Tagen hielt sie Blickkontakt, dann kamen einfache Befehle wie "Sitz,
Komm, Nein" dazu. "Platz" war schon schwieriger. Es dauerte noch weitere Tage, bis sie auch den Folgetrieb entwickelte, bei uns blieb bzw. in unserer Nähe und nun ständig Blickkontakt hielt. Hannah
bekam die erste Zeit sehr viel "Lern- Leckerli". Und auch wir mussten lernen, z.B. zu erkennen, wann sie partout keine Lust mehr auf Schule hatte. Weil es ja viel schöner war, sich im saftigen Gras
zu rollen, einer Biene hinterher zu jagen oder die Nase in die Butterblume zu stecken. Oder Frauchens zweites Paar Schuhe zu zerknabbern. "Nein" mussten wir die erste Zeit sehr oft sagen. Zunehmend
schwierig gestaltete sich das Heidi (Katze)- Hannah- Verhältnis. Einmal schnappte Hannah nach Heidi und mir blieb die Luft weg. Danach durfte Hannah sich nicht mehr als zwei Meter dem Kätzchen nähern
und sollte sie möglichst ganz ignorieren. Das war für Hannah unglaublich schwer und die Katze machte es ihr nicht einfach. Heidi setzte sich oft direkt vor ihre Nase, putzte sich und machte ihre
Katzenyoga. Und Hannah durfte sich nicht nähern und schnuppern. An irgendeinem Samstag sah ich vom Frühstückstisch auf und in den Garten. Ich sah Hannah, wie sie da stand, stocksteif und mit
gebeugten Kopf über dem Kätzchen. Mir stockte der Atem. Oh Gott, was passierte da gerade! Und was machte diese divenhafte Katze?! Sie stupste ihr Köpfchen an Hannahs schwarzer Nase. Und alles war
plötzlich gut! Es gäbe noch sehr viele Geschichten zu erzählen von unserer Hannuschka. Sie muss noch einiges lernen und sich ihre Jung-Hund-Allüren (Hochspringen, Hände- Knabbern) abgewöhnen. Ins
Wasser (See) hat sie sich noch nicht getraut. Aber die erste Hürde ist genommen, sie war schon mit den Füßen im See und hat gemerkt, dass nichts schlimmes passiert. Sie ist misstrauisch fast allen
Männern gegenüber. Auch da ist die erste Hürde genommen, mein Mann und Hannuschka sind unzertrennlich und männliche Besucher knurrt sie nicht mehr an. Sie reagiert sensibel und irritiert auf schnelle
Handbewegungen, vielleicht hat sie früher Schläge bekommen. Ich habe den Eindruck, Hannah ist "angekommen". Sie geniesst offensichtlich ihr Leben, die Sicherheit, Schutz, Fürsorge und Freundschaft,
die wir ihr geben. Wenn sie auf der Wiese liegt, alle vier Pfötchen Richtung Himmel gestreckt und in die Sonne blinzelt, bin ich mir ziemlich sicher, dass es so ist. Ich muss sagen, wir sind echt
mächtig stolz, was Hannah für ein schöner, liebenswürdiger, aufgeweckter, fröhlicher, schlauer, gutmütiger und gut gelaunter Hund ist. Sie macht uns unglaublich viel Freude und wir werden sie nie
mehr hergeben!!!